Wenn die Katze den Menschen aussucht

Eines Tages stand er in unserem Garten: ein stattlicher Norweger-Kater, rot getigert, mit grünen Augen, die uns forschend ansahen. Er war ausgewachsen, im besten Alter. Sein Fell war etwas ungepflegt, er war also wohl schon einige Zeit unterwegs. Er interessierte sich für das Katzenfutter, das wir für Streunerkatzen auslegen, und nachdem er merkte, dass wir ihn in Ruhe ließen, fraß er den Napf komplett leer. Dann inspizierte er unseren Garten. Die anderen Katzen beobachteten ihn, ließen ihn aber gewähren.

Was er sah, gefiel ihm. Er verschwand in unserem Schuppen und erschien regelmäßig am Streunernapf. Wie in solchen Fällen üblich, verständigte ich die üblichen zuständigen Stellen, aber er wurde anscheinend nicht vermisst.

Hauskater

Nach ein paar Wochen spazierte er in unser Haus. Genauso gründlich, wie er den Garten in seinen Besitz genommen hatte, machte er es jetzt mit unserem Wohnbereich – er eroberte sich alles mit ruhiger Gründlichkeit. Wurde er von uns angesprochen, setzte er sich hin und hörte zu. Wir versuchten, ihn anzulocken, aber er ließ sich nicht anfassen. Bis er eines Tages zu uns auf das Sofa sprang. Er „gab Köpfchen“ und ab da war das Eis gebrochen. Felix, wie wir ihn nannten, war angekommen und entschlossen zu bleiben.

Tierarzt

Eines Tages war es dann soweit, dass wir ihn dem Tierarzt vorstellen wollten. Zu unserer Überraschung ging er ohne Weiteres in die Transportbox, und auch in der Praxis verhielt er sich ruhig, wehrte sich nicht und ließ alles über sich ergehen. Der Arzt schätzte Felix auf etwa 12 Jahre.

Felix‘ Herbst

Seitdem ist der rote Norweger-Kater fester Bestandteil unseres kleinen Haustier-Zoos. Mit den anderen Katzen und dem Hund hat er nicht viel zu tun, aber er toleriert ihre Anwesenheit. Besuch wird von ihm immer skeptisch beäugt, aber er verlangt Streicheleinheiten von denen, die ihn kennen. Er hat sich uns ausgesucht, und wir sind sehr froh darüber!