Mister Bliss, der Glückskater

Der Tag, an dem ich Mister Bliss fand, ist schon zehn Jahre her. Damals hatten wir noch Ranger, einen Labrador, der es liebte, bei Spaziergängen in den Büschen und im Unterholz herumzustromern. Dabei brachte er uns immer wieder mal Gegenstände mit, die irgendwer weggeworfen hatte; mal ein T-Shirt oder eine Puppe, eine Tasche gefüllt mit Kuscheltieren oder ein Kissen. Eines Tages aber kam Ranger nicht stolz mit seinem Fund zu uns an, sondern blieb im Gebüsch und bellte aufgeregt. Schließlich kletterte ich durch die Äste und ging zu ihm.

Ein trauriger Fund

Ranger stand vor einem Bündel Fell, daneben lag ein weiteres Bündel Fell. Es waren ein geschwächtes und viel zu kleines Kätzchen, das jämmerliche fiepte und seine leblose Mutter. Weitere Junge waren auch nach einer Suche von Ranger und uns nicht zu finden. Auch wenn die Mutter nicht mehr atmete, nahm ich das Kleine und sie hoch, und wir brachten sie mit einem aufgeregten Ranger an unserer Seite zum Tierarzt. Der untersuchte den kleinen Wurm. Die Mutter ist nicht mehr zu retten gewesen, sie war wohl schon einige Zeit tot, als ich sie gefunden hatte. Bei dem Kleinen gab der Tierarzt uns auch nicht viel Hoffnung, dass es überleben würde. Es war noch auf eine rund-um-die-Uhr-Katzenmutter-Betreuung angewiesen. Aber wir wollten es versuchen. Mit Katzenmilch vom Tierarzt, kleinen Trinkfläschchen, Wärmflaschen, Wecker, einigen durchwachten Nächten und eainem enthusiastischen Ranger schafften wir es, das kleine Tierchen ohne bleibende Handicaps zu einem netten Kater aufzupäppeln.

Weshalb Mister Bliss?

Es gibt ein Buch von J.R.R. Tolkien mit dem Titel „Mister Bliss“. Das heißt übersetzt „Herr Glückseligkeit“. Und das passt genau auf diesen Kater. Ich denke, er weiß, was er Ranger verdankt, und auch mich behandelt er mehr wie eine Mutterkatze als wie einen Menschen. Er ist immer gut gelaunt. Aber als Ranger über die Regenbogenbrücke ging, trauerte er sechs Wochen lang.